Äpfel als Symbol für Personalauswahl

Personalauswahlverfahren

von Charlyn Gädckens

2. Testgütekriterien

Die im Folgenden beschriebenen Kriterien zur Beurteilung von Personalauswahlverfahren sind abgeleitet von den Gütekriterien der diagnostischen Verfahren der klassischen Testtheorie. Objektivität, Reliabilität und Validität werden damit zu den zentralen Beurteilungskriterien für die Eignungsdiagnostik.

Unter Objektivität wird das Ausmaß verstanden, in dem die Ergebnisse, die aus einem Auswahlverfahren gewonnen werden unabhängig von dem jeweiligen Untersuchungsleiter sind (Amelang & Zielinski, 1997). Drei Aspekte werden dabei unterschieden, die Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität. Erstere bezieht sich auf die Unabhängigkeit der Testergebnisse von der Person des Untersuchungsleiters. Je standardisierter der Test ist, desto größer ist die Unabhängigkeit der Testergebnisse (Etzel & Küppers, 2002). Die Auswertungsobjektivität bezieht sich auf die Unabhängigkeit der Auswertung des Testverhaltens vom Auswertenden. Mit Interpretationsobjektivität ist die Unabhängigkeit zwischen der Interpretation der Testergebnisse und dem interpretierenden Untersuchungsleiter gemeint (Schuler, 1994). In Bezug auf Objektivität als Kriterium gilt es zu prüfen, ob der Untersuchungsleiter Einfluss auf die Ergebnisse eines Verfahrens hat, d.h. inwieweit die Ergebnisse unabhängig von eben diesem sind.

Ein Verfahren muss objektiv sein, um auch reliabel sein zu können, d.h., die Unabhängigkeit der Testergebnisse vom Untersuchungsleiter muss gewährleistet sein, damit ein Verfahren als reliabel gelten kann. Unter Reliabilität wird die Zuverlässigkeit verstanden, mit der ein Verfahren Merkmalsdimensionen erfasst, unabhängig davon, ob es sich um die gefragten Merkmalsdimensionen handelt (Amelang & Zielinski, 1997). Es gibt verschiedene methodische Herangehensweisen die Reliabilität eines Verfahrens zu messen. Man unterscheidet zwischen Verfahren, die die Stabilität des Messwertes erfassen - der Retest- und solchen Verfahren, die die Äquivalenz messen, Paralleltest, Testhalbierung (Split-half-Reliabilität) und Konsistenzanalyse (Schuler, 1994). Die vier vorgestellten Methoden überprüfen alle unterschiedliche Messfehler, die in einem Verfahren auftreten können (Etzel & Küppers, 2002).

Beim Retest wird zu unterschiedlichen Zeitpunkten der gleiche Test mit den gleichen Personen zweimal durchgeführt. Der Paralleltest misst die gleichen Korrelate in zwei verschiedenen Tests, die zur gleichen Zeit durchgeführt werden. Bei der Split- half- Methode wird der Test in zwei Hälften geteilt, die jeweils wie eigenständige Tests behandelt werden. Die Konsistenzanalyse ist ein Sonderfall der Testhalbierung und überprüft jedes einzelne Item auf seine interne Konsistenz. Prüft man, wie reliabel ein Verfahren ist, so geht es um die Zuverlässigkeit der Messung. Die Frage, die beantwortet werden muss ist, wie zuverlässig sind die aus einem Verfahren resultierenden Ergebnisse.

Die Reliabilität eines Verfahrens ist die Bedingung für seine Validität. Sind die Ergebnisse eines Verfahrens nicht objektiv und reliabel, so sind sie auch nicht valide. Die Validität ist das Maß an Gültigkeit, mit dem das Verfahren die gefragten Persönlichkeits- oder Verhaltensmerkmale misst (Amelang & Zielinski, 1997). „…bezieht sich der Begriff Validität auf die Angemessenheit (appropriateness), die Bedeutung oder Sinnhaftigkeit (meaningfulness) und die Nützlichkeit (usefulness) der spezifischen Schlüsse, die aus den Testwerten gezogen werden“ (Schuler, 1994, S.69).

Die drei verschiedenen Methoden zur Überprüfung der Validität sind Inhaltsvalidierung, kriterienbezogene Validierung und Konstruktvalidierung. Die Inhaltsvalidierung beschreibt das Maß an Angemessenheit der Testform bezüglich der Arbeitssituation. Es gibt keine einheitlichen Maßvorgaben für die inhaltliche Validität. Kriteriumsbezogene Validierung prognostiziert anhand der Testitems z.B. den Berufserfolg, hierbei wird das Item nicht inhaltlich, sondern nach seiner Effizienz beurteilt. Man spricht hier auch von prognostischer Validität, welche im Kontext der Eignungsdiagnostik entscheidend ist. Bei der Konstruktvalidierung geht es um die Frage, welche Eigenschaftsmerkmale in einem Test erfasst werden (Schuler, 1994). Die Frage, die sich hier stellt ist, wie genau spiegeln die Ergebnisse, die aus einem Verfahren gewonnen werden, das Gefragte wieder.

Die Validität stellt die hinreichende Bedingung dar, über die Ausprägung des geprüften Merkmals urteilen zu können und damit zukünftiges Verhalten zu prognostizieren (Schuler, 1994). Denn während die Objektivität nur Aufschluss über die Unabhängigkeit von Ergebnissen gibt und die Reliabilität über deren Zuverlässigkeit, gibt die Validität Aufschluss über die Gültigkeit der erfassten Merkmale. So ist es also möglich, dass die Ergebnisse eines Verfahrens objektiv und reliabel sind, aber nicht valide. Umgekehrt kann es aber nicht sein, dass die Ergebnisse valide nicht aber reliabel und objektiv sind. Die Validität ist damit zentrales Merkmal der Testtheorie und deren praktischen Anwendungen (Schuler, 1994, S. 69).

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